Wandern in Zeiten des Klimawandels - Naturfreunde Öhringen-Hohenlohe e.V.

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Wandern undim Klimawandel

Wandern in der freien Natur weitet den Blick, auch auf die kleinen Details am Wegesrand.
Dabei ist festzustellen, dass manche bislang vertrauten Pflanzen nicht oder nicht mehr in gewohntem Umfang vorhanden sind (z.B. Seidelbast, Enzianarten, Moose, Pilzarten, ...).
Auch viele Insektenarten sind seltener geworden (z.B. Wildbienen, Käfer, Schmetterlinge, ...).
Und so manche Vogelart wird vermisst (z.B. Rebhühner, Lerchen, Braunkehlchen, Hänflinge, ...).
Letzteres steht sicher auch in kausalem Zusammenhang zum Rückgang der Insektenarten, denen nicht nur der Klimawandel zu schaffen macht, sondern auch die extensive, konventionelle Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden.
Beispiele für immer seltener anzutreffende Pflanzen und Tiere:
Doch der Klimawandel bedroht und verändert nicht nur die Kulturlandschaft, er wird auch am schlechten Zustand der Wälder sichtbar. So kommen Wälder mit hohem Anteil von Nadelbäumen wie Fichten und Kiefern nicht mit den sich häufenden, heißen Dürreperioden in den Sommern zurecht und widerstandsfähigere Mischwälder wurden durch die Bewirtschaftungsweise in den letzten Jahren immer weiter reduziert.
Die intensive Waldbewirtschaftung geht zudem noch einher mit zerstörten Wanderwegen, fehlenden Wegmarkierungen und dem Wegfall von Rastplätzen.

Des Weiteren hat die „Covid-19-Pandemie“ zur erheblichen Nutzung von stadtnahen Wäldern geführt. Scharen von Menschen zieht es hinaus in oft sensible Naturschutzgebiete, wie beispielsweise die „Viehweide“ bei Michelbach am Wald. Teils handelt es sich dabei um wenig Naturerfahrene, die sich unwissentlich und unabsichtlich falsch verhalten. Zu deren problematischem Verhalten zählt häufig das Verlassen der Wege und das freie Laufenlassen ihrer Hunde. Beides ist mit negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna verbunden.

Der Boom bei den E-Bikes sorgt zweifellos dafür, dass sich wieder mehr Menschen mit dem Drahtesel in der Natur bewegen. Dies ist grundsätzlich wünschenswert und eine positive Entwicklung. Problematisch wird es nur dann, wenn auch hier die Wege verlassen werden, was leider immer wieder zu beobachten ist. Ebenso schlimm ist es, wenn dabei auch schmalen und unbefestigten Naturpfaden "geradelt" wird, die nicht für eine sportliche Nutzung mit Mountainbikes ausgelegt sind. Ärgerlich und gefährlich wird es dann, wenn sich Wanderer und derart ignorante Radler auf solchen Pfaden begegnen. Oftmals auf schmalen und unbefestigten Hangpfaden, die von Mountainbikern mit hohem Tempo befahren werden, entstehen gefährliche Situationen.

Eine Anerkennung des Wanderwesens durch die zuständigen Behörden, im Sinne einer verträglichen Besucherlenkung von Wanderern, Joggern, Bikern, Pilzsammlern und sonstigen Naturliebhabern wäre zeitnah an vielen Orten wünschenswert. Denn es ist absehbar, dass genau dies in nicht allzu ferner Zukunft erforderlich sein wird. Einerseits zum Schutz der Natur und andererseits, um Konflikte zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu vermeiden.

So wünschenswert der Ausbau von regenerativen Energiequellen auch ist: Der Bau von Windkraftanlagen inmitten von Wäldern führt zu gravierenden Begleiterscheinungen, die den Nutzen der Anlagen an diesem Standort in Frage stellen. So werden zur Errichtung und Wartung befestigte, teils asphaltierte oder betonierte Zufahrtswege neu angelegt, was bedeutet, dass, je nach geplantem Standort, ganze Schneisen neu in die Wälder geschlagen werden. Dies verändert nicht nur das Landschaftsbild sondern auch den Lebensraum des betroffenen Walds in allen Facetten.
Klimaveränderung - was heißt das für die Wandervereine?
Hitze und Trockenheit einerseits und Starkregen, Überschwemmungen und Rutschungen andererseits sind eine Herausforderung für die Planung von Wanderungen. Die Temperaturen steigen, das Wandern wird dadurch zur Belastung von Herz und Kreislauf. So wird die Freude am Gehen längerer Strecken bei Jung und Alt getrübt und vor allem für letztere ist dies dann auch ein gesundheitliches Risiko.
Insgesamt stellt sich bei der wohl fortschreitenden Klimaerwärmung zunehmend die Frage, ob in den Sommermonaten noch zu normalen Tageszeiten in gewohnter Länge gewandert werden kann.

Das mündet mittlerweile in anspruchsvollen Wanderplanungen bei den Verantwortlichen im Verein.
So wird darauf geachtet in der Zeit von April bis Oktober lange Asphaltstrecken zu vermeiden und schattige, naturnahe Wege für die Wanderstrecke auszuwählen. Das ist in unserer Kulturlandschaft oft eine Herausforderung.
Ebenso gilt es die Waldbrandgefahr bei der Auswahl von Rastplätzen zu beachten. Die Gefahr durch Astbruch ist dabei ein weiterer Aspekt.
Folgen der trockenen Sommer
Bäume sterben ab und fallen wenige Jahre später bei einem Sturm um.
Starkregen
Starkregen führt dazu, dass Wanderwege nur schlecht passierbar sind, Hänge rutschen ab und reißen Bäume mit sich.
Zu wenig Niederschlag
Bei Gewässern fällt der Pegel, teils bleibt nur noch ein Rinnsal übrig.
Zu wenig Niederschlag
Oder es bleibt nur noch ein ausgetrocknetes Bach- oder Flussbett übrig.
Naturnahe und schattige Wege
Man kann sie noch finden: Wege und Pfade, auf denen man auch bei heißen Temperaturen noch gut wandern kann.
Asphaltierte oder betonierte Wege
Diese Wege muss man der Gesundheit zuliebe an heißen Tagen meiden; kein Schatten und die Hitze wird vom Belag reflektiert.
Zusammenfassung & Ausblick
Aus den zu erwartenden Klimaveränderungen lassen sich folgende Auswirkungen auf Mensch, Natur und Wanderwesen ableiten:
  • Trockenere und heißere Sommer:
    Durch das "schöne Wetter" werden mehr Menschen in die Natur gelockt. Wandernde und andere, die die Wege für eine Freizeitaktivität nutzen führen zu einer zunehmenden Belastung  der derzeitigen Infrastruktur. Auch führt der Ansturm dazu, dass sich immer mehr ein "ruhiges Plätzchen", oft an Gewässern, wünschen und der Nutzungsdruck auch in höhere Lagen und geschützte Gebiete ausgeweitet wird, die bislang von Menschen wenig oder nicht genutzt wurden. So werden auch wichtige Rückzugsräume für Tiere knapper, Biotope sind in Gefahr.
    Das Austrocknen der Böden führt zu stark erhöhter Waldbrandgefahr und die trockenen Bodenschichten weisen eine verminderte Stabilität auf, was bei Hangflächen und Wegen kritisch ist. Auftauende Permafrostböden in den Alpen führt zu Bergstürzen, die nicht nur Wanderwege, sondern auch Verkehrswege und Siedlungen bedrohen.
  • Starkniederschläge:
    Diese häufen sich und führen zu Bodenerosion und erodierenden Wegoberflächen. Es werden Hangrutsche ausgelöst, kleine Bäche verwandeln sich in reißende Flüsse und die Anzahl der Naturgefahren steigt an.
  • Schneearme Winter:
    Die Wandersaison verlängert sich hierdurch und beginnt früher. Durch milde Temperaturen, auch in höheren Lagen, müssen Wege und Pfade kontrolliert und gepflegt werden. Ebenso die zugehörige Infrastruktur wie Parkplätze, Rastplätze für Wandernde und Mülleimer.  

Besucher-/Nutzungssteuerung
Diese wird in naher Zukunft notwendig werden, um Besucherströme auf mehrere beliebte Ausflugziele gleichzeitig zu verteilen und die Übernutzung einzelner Ziele zu verhindern.

Ausflügler und Touristen informierten sich noch bis in die 2010er Jahre hinein hauptsächlich über Ausflugziele bei der örtlichen Touristeninformation, Wander-/Reiseführern und Kartenmaterial sowie vor Ort durch die Beschilderung.
Das hat sich grundlegend durch die Nutzung von Smartphones und speziellen Apps, wie beispielsweise Alltrails, Komoot, Bergfex, Outdooractive oder Wikiloc geändert.

Besucher planen ihre Touren heutzutage eigenständig, ohne Einfluss oder Lenkung durch Natur-/Nationalparkverwaltungen, auch teils ohne Berücksichtigung von ausgewiesenen Wanderwegen. Diese Touren werden online mit anderen geteilt, so dass es nicht nur einzelne Personen sind, die abseits der Wanderwege unterwegs sind. Unter Umständen sind es eine Vielzahl von "Naturliebhabern", die durch bislang gut geschützte und naturbelassene Biotope pilgern.

Die Nutzung von diesen Apps führt zur folgerichtig dazu, dass eine Besucherlenkung nur noch mit extrem hohem Aufwand realisiert werden könnte und demzufolge kaum noch stattfinden kann. Einige Nationalparkverwaltungen haben bereits reagiert. Mitarbeiter sind dazu abgestellt, die in den Apps eingestellten Routen zu kontrollieren. Die Routen, die jenseits der ausgewiesenen Wege durch die Schutzgebiete führen, melden sie den jeweiligen App-Herstellern bzw. Anbietern und im Anschluss werden diese Routen gelöscht.
Auch außerhalb der virtuellen Welt finden Kontrollen statt: Mitarbeiter des Nationalparks patrouillieren teils entlang beliebter, "illegaler Routen" und versuchen so die Besucher wieder auf die ausgewiesenen Wege zu lenken.

Dieser Aufwand mag für Nationalparkverwaltungen noch zu leisten sein, doch in den normalen Wäldern ist an so etwas nicht zu denken und so werden hier teils rasch neue und problematische Wander- oder Mountainbike-Touren etabliert.
Dadurch tritt eine Gefährdung des Umwelt- und Naturschutzes ein.

Unser Fazit
Wir, die Naturfreunde Öhringen-Hohenlohe e. V., bemühen uns, diese Gegebenheiten bei der Planung unserer Wanderungen verstärkt zu berücksichtigen.
Reduzierte Geh-Zeiten in den Sommermonaten von maximal vier Stunden (Halbtageswanderungen), angemessene Pausen und die Verlegung unserer traditionellen Wanderfahrten in den Frühherbst stehen beispielhaft hierfür.
Bildung von PKW-Fahrgemeinschaften und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sooft dies möglich ist, sind schon lange selbstverständlich für uns bei der Anreise zu unseren Wanderungen.
Im Rahmen unserer Wanderungen hat die bestmögliche Sicherheit der Wandergruppe Priorität. Wir beobachten die Veränderungen der Natur und machen die Teilnehmer auf alles aufmerksam – und vor allem:  Wir bleiben auf den ausgewiesenen Wanderwegen!
Dieser Text ist eine Zusammenfassung von Ekkehard Faust.
Es wurden neben eigenen Erfahrungen folgende Quellen genutzt (abgerufen am 22.04.2024, bitte beachten Sie unsere Hinweise zu den verlinkten Seiten):

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